Selektivlöten

Synonyme: Selektivlöttechnik

 
selektivloeten

Die Löttechnik zum Selektivlöten umfasst Maschinen, Geräte und Komponenten zum Fügen durch Löten. Löten ist ein thermisches Verfahren zum stoffschlüssigen Fügen durch Lot als Zusatzwerkstoff, das aufgeschmolzen wird und beim Erstarren der Schmelze die Fügeteile lösbar miteinander verbindet. Der Schmelzpunkt des Lots liegt grundsätzlich unterhalb des Schmelzpunktes der Fügeteile, deren Werkstoff deshalb im Gegensatz zu Schweißverfahren beim Löten nicht aufgeschmolzen wird. Das Löten bei Temperaturen bis zu 450 °C wird als Weichlöten, von 450-900 °C als Hartlöten und über 900 °C als Hochtemperaturlöten bezeichnet. Gemäß DIN 8593 ?Fertigungsverfahren Fügen? gehört das Löten gemeinsam mit den Verfahren Schweißen und Kleben zur Gruppe Fügen durch Stoffvereinigen.
Selektivlöten bezeichnet das lokale Löten von einzelnen Fügestellen eines Bauteils oder einer Baugruppe. Im Gegensatz dazu werden beim Massenlöten z. B. mittels Reflowlöten, Wellenlöten oder Tauchlöten alle Lötstellen einer Werkstückseite auf einmal verlötet. 
Die Wärmeeinleitung erfolgt z. B. durch Erwärmung mit Lötkolben, Induktion, Laser oder durch Eintauchen in flüssiges Lot. Es werden hier insbesondere für die automatisierte Fertigung geeignete Verfahren zum Selektivlöten beschrieben.

Funktionsprizip


Gemeinsam ist allen Selektivlötverfahren das kurzzeitige lokale Anwärmen der Fügestelle und das Aufschmelzen des Lots an der Lötstelle. Das Löten erfolgt durch lokale Erwärmung der Lötstelle, bei der das Lot entweder zuvor als Lötpaste aufgetragen wurde oder nach der Erwärmung als Lötdraht geregelt zugeführt wird. Der Lötprozess wird durch ein Flussmittel unterstützt, dass Oxide auf den Fügeteilen entfernt bzw. deren Neubildung verhindert und die Benetzungsfähigkeit des Lots auf der Werkstoffoberfläche verbessert. Zusätzlich kann der Lötprozess unter einer Schutzgasatmosphäre stattfinden, um Oxidation zu verhindern. 
Beim Kolbenlöten erfolgt die Wärmeübertragung berührend durch Anpressen einer erhitzten Lötspitze an die Lötstelle. Laserlöten und Induktionslöten ermöglichen das berührungsfreie Anwärmen der Lötstelle. Eine weitere Möglichkeit ist das Eintauchen der Lötstelle in flüssiges Lot: Beim selektiven Wellenlöten mit Miniwelle werden die Lötstellen lokal in ein Schwallbad sowie beim Hub-Tauch-Löten in ein oder mehrere Lotdepots getaucht.

Einsatzbereich


Selektivlöten dient zur Herstellung stoffschlüssiger und leitfähiger Verbindungen zwischen Bauteilen oder Baugruppen. Lötverbindungen weisen grundsätzlich eine geringere mechanische und thermische Festigkeit als Schweißverbindungen auf. Mit Weichlöten werden elektrisch leitfähige Verbindungen mit geringerer Festigkeit hergestellt, mit Hartlöten wird eine deutlich höhere Festigkeit erzielt. 
Die Selektivlöttechnik wird in manuellen Arbeitsplätzen, in halb- oder vollautomatischen Anlagen in der Serienfertigung sowie zur Reparatur eingesetzt. Ein typischer Anwendungsbereich ist das nachträgliche Auflöten von bedrahteten Sonderbauteilen wie Kondensatoren oder Steckern etc. auf bestückte Leiterplatten, die nicht mit Bestückautomaten montiert werden können. Selektivlöten ermöglicht auch die Herstellung von schwer zugänglichen Lötstellen an Baugruppen. Typische Produkte sind Elektronik sowie Komponenten und Baugruppen für Niederspannungs-Elektrik. Anwendungen finden sich bei Herstellern von Elektronik, Elektrik, in der Automobilzulieferindustrie und in vielen anderen Branchen.